Es muss so um die Zeit vor dem unfassbaren Ereignis gewesen sein, das viele Milliarden Jahre später als der Urknall die Geschichte der Wissenschaften revolutionierte.

In jener Zeit soll es im Reich der göttlichen Allmacht zu einer bedeutungsvollen, über die gesamte Menschheitsgeschichte hinweg bis in unsere Tage und in alle Ewigkeit hineinwirkende Entscheidung gekommen sein.

Göttliche Entscheidungen allerdings sind losgelöst von dem, was wir Menschen damit verbinden. Was damals geschah, ist so gewaltig, dass es jeder menschlichen Ratio entzogen ist.

Freilich erhoben manche der Spezies Mensch Anspruch auf Autorität durch göttliche Fügung, um ihr unrühmliches und schamloses Handeln zu rechtfertigen. Nur aus dieser Anmaßung heraus ist zu erklären, warum Menschen, meist Frauen, wegen Hexerei auf dem Scheiterhaufen endeten. In ihrer ideologischen Verblendung waren sie Herr über Leben und Tod. Sie bestimmten, ob die Todgeweihten bei lebendigem Leibe verbrannt oder mittels Würgeholz zum Tod befördert wurden, noch bevor die züngelnden Flammen ihre Körper erfassten. 

Denn wer vom Teufel besessen, muss mit schlimmster Strafe sühnen, was ihm der Höllenfürst angetan – und durch ihn der gesamten Menschheit!

Noch unter Papst Benedikt (vormals Kardinal Ratzinger) wurde die Zahl der (lizensierten) Exorzisten (Teufelsaustreiber) in der katholischen Kirche aufgestockt (!).

Zahlreiche weitere gewaltgeschwängerter Exzesse beschreiben derartige Epochen und Etappen menschlichen Handelns. Exemplarisch sind genannt: die Kreuzzüge, missionarische Unterjochung, körperliche und sexuelle Gewalt gegen Schutzbefohlenen bis in die jüngste Zeit und der offensichtliche Widerwille zur Aufklärung (bis heute!). 

Im Zeichen göttlicher Unfehlbarkeit fand also jene gewichtige Versammlung statt, an einem Ort, der kein Ort nach unseren Maßstäben ist. 

Die Schöpfung wird aus dem Gewabbel und Gezische eine Kugel formen, auf der sich über die Zeit ein göttliches Wesen erheben, vermehren und um sich greifen wird. Wir nennen dieses Wesen Mensch, auf dass es sich unterscheide von den Tieren.

Über die Jahrtausende des Menschwerdens wuchs der Glaube, die irdischen Vertreter der Götter, des einen Gottes, würden um die Sinngebung der göttlichen Worte Bescheid wissen. Stand nicht alles geschrieben in dem Einen Buch, der Bibel? 

Unter den Menschen werden Auserwählte sein, denen wir die Gabe des visionären Blickes zu teil werden lassen. Sie werden Dinge und Geschichten berichten, die den Menschen ihre Herkunft erklären und Regeln erteilen, damit sie zusammenleben können, ohne sich umzubringen. Und sie werden diese Visionäre Propheten nennen. Und sie werden Zeichen erlernen und Möglichkeiten finden, die Verkündigungen dieser Propheten aufzuschreiben, woraus sie später ein Buch binden werden, das sie Die Bibel nennen.

In der göttlichen Schöpfung ist jedes Detail angelegt – das Vorstellbare und das Unvorstellbare. Göttliches diskutiert nicht, Göttliches IST! Alles, was wir oder zumindest einige, vielleicht sogar viele von uns, meinen, es habe nur aus dem einzig wahrenGlauben heraus Bestand, war schon vorhanden, bevor die Menschheit überhaupt etwas über den Glauben wusste!

Luzifer, du Erzengel des Lichtes, du wirst im Mysterium der Schöpfung eine fulminante Aufgabe erfüllen! 

Selbstverständlich war und ist es in göttlicher Umgebung unvorstellbar, einer Anordnung der höchsten Instanz zu widersprechen. Ein Hin und Her, ein Abwägen, ein Diskurs, eine Debatte, entbehrt angesichts absoluter Wahrheit schlicht jeder Grundlage.

Solange es für die Erziehung des Menschengeschlechts unabdingbar ist, wirst du die Rolle eines Wesens spielen, das wir Teufel nennen und du wirst an einem Ort verweilen, dem wir den Namen Hölle geben und über den wir verfügen, dass er ein Ort der Verdammnis ist. Du und wir, die göttliche Allmacht, wissen um diesen Kunstgriff. Unsere Fälschung, in ferner Zukunft auch als fake bezeichnet, ist einzig, allmächtig und ewig, bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Menschen mittels des mitgegebenen Verstandes erkennen, welchem Trugschluss sie über die Zeiten aufgesessen sind. 

Allerdings, da waren sich die Gottheiten, Erzengel, Engel und die anderen Hierarchien einig, dass dies dauern würde, denn zu waghalsig sollte das menschliche Denken von Anbeginn an nicht ausgestattet sein. 

Wäre die Vernunft unserer Schöpfung Mensch anders beschaffen, hätten die schönen Geschichten über das Paradies, die Sünde, die Hölle, das Fegefeuer und vieles mehr nicht lange Bestand und wir wären des Spaßes beraubt, von dem wahrlich nicht sehr viel innerhalb unserer heiligen Pforten weilt!

Beinahe hätten die Göttlichen zu guter Letzt doch noch einen Bock geschossen. Luzifers Sturz bedurfte einer bibelfähigen Begründung. Wie sonst sollte der Höllenzauber Eingang in das Buch der Bücher finden? 

So kam es, dass in jener denkwürdigen Versammlung ein göttliches Dekret erlassen wurde, das besagt, dass der Teufel seine Großmutter erschlagen habe, weshalb er fortan zur Sühne an einem Ort verweilen müsse, der Hölle genannt ist. Und die Sünder unter den Menschen werden ihm nach dem Tode Gesellschaft leisten, bis sie Buße getan und ins Reich des Ewigen auffahren.

Jetzt war das Bild rund. Der Teufel, böse, ein Mörder! Du sollst nicht töten! Die Zehn Gebote Moses erfüllt! 

Der letzte Passus des Dekrets, ein genialer, ein strategischer Schachzug! Den Fürsten war er gewidmet, die in Milliarden von Jahren erst das Licht der Welt erblickten, um, in liturgische Gewänder gehüllt, die Geschicke einer Institution zu lenken, die man Kirche nennen wird. Ihr sollte er dienlich sein, Macht zu begründen, Macht auszubauen und Macht zu festigen. 

Wer würde ob soviel Weisheit an wahrer und allmächtiger Göttlichkeit zweifeln?

Wir dürfen darauf vertrauen, (raunten) die Göttlichen unisono, sie werden nicht verstehen, dass Luzifer niemals eine Großmutter hatte, von woher auch sollte sie entstammen und wozu? So, wie sie niemals die göttliche Dreifaltigkeit wirklich begreifen werden, weil wir es so angelegt haben!


Ohne göttliche Weisheit wäre vieles auf der Welt anders verlaufen, möchte man meinen. Aber, Vorsicht! Der freie Wille, der Verstand, könnten am Ende nur das Produkt einer Imagination unseres Gehirns sein, jener Milliarden von Zellen, Nervenbahnen und Synapsen, die sich zu immer neuen Zentren formen und verbinden.

Und dann kam Darwin, der Mann aus England, der alles durcheinanderbrachte!

Hinweis: Bei e-stories.de haben Egbert Schmitt, Gerd Gherkin und Hans Reiter zu diesem Thema unter Kurzgeschichten jeweils einen Beitrag veröffentlicht. Jeder hat dabei das Thema (nicht abgestimmt) aus eigener Sicht aufgegriffen.