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Tag Archives: Politik

Von der Unmöglichkeit, Mögliches möglich zu machen (Teil 1)

Denken wir nicht oft, wieso Menschen nicht ihr Hirn einschalten und Dinge vernünftig regeln? Freilich bräuchte es hierzu umfassendes Wissen über die Ursachen vorhandener Konflikte. Ursachen haben Beteiligte. Sie begründen die Ursachen und sind selbst Ursache!

In seinen letzten Beiträgen (in e-stories.de)

… vom ehrbaren Arbeiten, als ziviler Grundanstand_(#2)

… vom ehrbaren Arbeiten, als ziviler Grundanstand_(#1)

hebt Egbert Schmitt sehr deutlich die Unfähigkeit des erwarteten Zusammenwirkens hierarchischer Organisationen hervor. Es wundert mich nicht, wenn ich lese, wie wenig Verantwortung erkennbar ist. Arbeitsgruppen, Ausschüsse u.Ä. weisen nicht selten genau darauf hin. Verstärkung liefern unzählige Berater. Unternehmen, die nichts anders tun, als jene zu beraten, die Kraft ihrer Ausbildung, Studium, Position in der Hierarchie etc. alle Voraussetzungen mitbringen, ihren Job mit Verantwortung auszuführen. Millionenbeträge werden zu Umsatz, die besser in den Unternehmen und Organisationen verblieben wären. Und auch hätten verbleiben können, wenn nur die Verantwortlichen Verantwortung übernommen und ihrem Auftrag gemäß gehandelt hätten.

Sehr aufschlussreich hierzu ist das Interview mit Dieter Reiter, OB München, in der SZ vom Samstag/Sonntag, 11./12.Februar, „Ich dachte, ich spinne“.

Dies ist keine Kurzgeschichte im üblichen Sinn. Und doch ist es eine Geschichte. Sie erzählt von den Ursachen über die Unmöglichkeit, Mögliches möglich zu machen.

Wir haben uns daran gewöhnt. Bürokratie regelt unser Dasein. Unzählige Verordnungen, Durchführungs- und Ausführungsbestimmungen, gesetzliche Regelwerke, die ohne zugehörige Kommentare nicht versteh- bzw. interpretierbar sind, betriebliche Regelwerke, Verwaltungsvorschriften, Öffentliches Preisrecht und Zahlreiches mehr.

Es ist alles angelegt für eine Bürokratie ohne Ende.

Unerklärliche Vorkommnisse entstehen. So, wie kürzlich der Bau einer Lärmschutzwand in Tübingen, von der selbst Boris Palmer, OB Tübingen, sagte, sie sei Unsinn, würde aber gebaut, weil Vorschrift! Zweihunderttausend Euro verpulvert!

Ja, geneigte Menschen, die bis hierher gelesen haben, eine Geschichte nur. Eine Kurzgeschichte, obwohl, wäre sie detailreich recherchiert, tausende von Seiten füllen würde. Zu umfassend für das vorliegende Format.

Wir möchten gerne den politisch Verantwortlichen Glauben schenken, wenn sie erklären, die Bürokratie sei die Wurzel allen Übels und müsse deshalb dringend und vorrangig abgebaut werden. Nur zu gut können wir verstehen, welch immensen Geldsummen für drängende Vorhaben zur Verfügung stehen könnten, gäbe es nur diese unselige, alles bestimmende Bürokratie nicht.

Denken wir jedoch daran, Bürokratie ohne Bürokraten gibt es nicht. Bürokratie ersetzt den gesunden Menschenverstand. Bürokratie entzieht den Verantwortlichen die Verantwortung. Bürokratie unterstützt die Phlegmatischen.

So endet Teil 1 dieser Kurzgeschichte.

Bürgernähe…, eine Lektion!

Habt’s es g’lesen?, fragt der Haindelfinger Theodor, genannt Haindl oder Theo.

Na…, was, wo?, Kopfschütteln, Schulterzucken. Die paar Leute am Eingang zum Wirtshaus wußten nichts.

Vorn am Aushang an der Gemeinde, brummte der Haindl.

Mittlerweile war die Gruppe im Wirtshaus und rückte sich die Stühle am Stammtisch zurecht, wie jeden Sonntag nach der Messe. Gottesfürchtig war man von jeher und so gehörte der sonntägliche Kirchgang zum Ritus, dem sich keiner entzog, jedenfalls nicht, wenn er zu den Einheimischen zählte und Wert auf deren Zugehörigkeit legte.

Du moanst eam, unsern Oberschwarzen? Wo is a heit überhaupt?, bemerkte einer, der fehlt doch sonst nia.

Jetzt sag scho, was steht da an’gschlagen?, wollte die Franzi, wissen. Franziska Breitmüller war die Angetraute vom Bierhüttel Josef, der neben ihr saß und quasi die Opposition im Gemeinderat anführte, bzw. das, was von dieser noch übrig geblieben war. Viele waren sie in dem durch und durch schwarzen Dingharting sowieso noch nie gewesen, aber seit sich bei der letzten Wahl auch noch die Grünen so gemausert hatten, waren’s schon arg wenige geworden.

A Bürgersprechstunde, er will ab sofort eine Bürgersprechstunde abhalten!

Eine was? Hab‘ ich das richtig verstanden, eine Bürgersprechstunde?, schnaubte der rote Josef neben seiner Franziska.

Als hätte der Josef einen besonders gelungener Witz zum Besten gegeben, stimmten alle in ein prustendes Gelächter ein.

Redet er da mit sich selber?, warf einer ein. Vor einem Spiegel sitzend etwa, damit er Publikum hat?, fügte ein anderer, immer noch lachend, hinzu.

Resi, bringst die Kart’n! Heut zahl i, lasst’s es eich schmecka! Geburtstag, wisst’s es eh – dann is des a erledigt, dröhnte der Haindl, der wohl wußte, was die Leut‘ von ihm, einem der größten Bauern der Gemeinde, erwarteten.

Rein zufällig komme ich am Donnerstag der darauf folgenden Woche nach Dingharting. Ab und zu treibt es mich in dieses Politikbarometer, wie ich ja schon mehrfach berichtet habe. Aus den Augenwinkeln springt es mich an: BÜRGERSPRECHSTUNDE!

Nachdem ich bei meinem letzten Besuch ein Desaster mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erlebt und so den Grünen Tisch verpasst hatte, bin ich heute selber gefahren. Greta und ihre Anhänger mögen es mir verzeihen, aber irgendwie muß es halt funktionieren.

Ein schneller Blick auf die Uhr, passt! Noch eine gute halbe Stunde.

Ich parke meine Kiste und sage jetzt nicht, was ich fahre, damit es nicht noch mehr Ärger gibt und begebe mich zum Gemeindeamt.

Grüße Sie, sagt er, streckt mir seine Rechte entgegen, als würden wir uns schon ewig kennen und bedeutet mir, auf einem dunkelgrünen, dem Englischen entlehnten Ledersessel, Platz zu nehmen.

Ich wundere mich noch, weil ich doch mit einigem Andrang gerechnet hatte, nun aber feststelle, dass ausser mir niemand den Weg hierher gefunden hat.

Ich greife zu und schüttle die gereichte Hand. Da ist nichts Verzagtes. Der Mann, von kräftiger Statur, gewinnendem Lachen und sonorer Stimme, weiß was er will – ein Bürgermeister eben, dem die Anliegen seiner Bürger am Herzen liegen.

Ich stelle mich vor, murmle meinen Namen und füge ebenso undeutlich noch hinzu, für welch‘ wichtiges Blatt ich schreibe.

So, so, von der Zeitung!, ist alles, was er dazu hervorbringt, lehnt sich salopp zurück und wirft mir einen wohlwollenden Blick zu.

S‘ ist noch keiner da, sagt er, wobei sein joviales Grinsen noch um eine Spur breiter wird. Haben’s Glück, d‘ Leut arbeiten noch… Sie haben mich also ganz für sich alleine! Also, was haben’s auf dem Herzen? Nur keine Scheu! 

Pause! Kleine flinke Augen unter den buschigen Augenbrauen tasten mich ab. Sie sagen, nein, sie fordern mich auf: Na, jetzt red schon!

Und ich tue ihnen den Gefallen, denn deswegen bin ich ja schließlich hergekommen. Sehen Sie, Herr Bürgermeister,…

Da klingelt das Telefon auf dem Schreibtisch. T’schuldigung, sagt er und greift hinüber zum Hörer. Aha, mhm…, aha…, so, so…, mhm…, na, jetzt net, also dann…, guad, i meld mi.

Ja, das tut mir jetzt leid, sagt er, bedauernd seinen Kopf schüttelnd, aber heut‘ wird’s nix mit uns beiden. Die Gundula…, kalbt, da muss i jetzt leider heim, des werden’s versteh’n, net wahr?

Und flux stehe ich wieder draussen vor dem Eingang, eine Weile wartend, ob noch jemand käme, aber niemand folgte mir, kein Bürgermeister, dessen Gundula kalbt, niemand.

Ich mache auf dem Absatz kehrt, schleiche mich unauffällig zurück, öffne vorsichtig die Türe, lasse sie behutsam ins Schloss gleiten und nähere mich dem Amtstrakt. 

Das Vorzimmer ist verwaist, die Tür zum Bürgermeister aber einen Spalt breit geöffnet. 

Des hast absolut gut g’macht, Gundula, höre ich den Bass des Mannes, dem ich vor wenigen Augenblicken noch gegenüber gesessen war. Ging uns grad noch ab, dass so a G’scheithaferl aus der Stadt hier auftaucht und blöde Fragen stellt.

Mit weniger Vorsicht knalle ich die Türe zu, trete hinaus auf den Flur und verlasse das Gemeindehaus. Die Gundula…, denke ich noch, und muß dann doch lachen. 

Wenn du auf dem Lande nicht dazu gehörst, dann gehörst du halt nicht dazu! Eine wichtige Lektion, für jeden, der meint, es sei anders und er könne etwa als Zugereister jederzeit ein Wort mitreden. Nicht hier bei uns in Bayern! Das mußt du dir erst verdienen!

Foto: Creative Commons Lizenz, flickr, onnola

Der grüne Tisch

Heutzutage spricht man allerorts von runden Tischen, wobei die Form des Möbelstückes keinerlei Rolle spielt und noch nicht einmal, ob es sich dabei tatsächlich um einen Tisch handelt.

In Dingharting soll’s gewesen sein, so die Chronik, wo sich das nachfolgend Geschilderte zugetragen haben soll.

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Wirtshausgerede

In derart aufsässigen Zeiten wie wir sie heute allerorts antreffen… Pfiffe gellten durch den Saal… schleich di, rief einer… behalt dein Schmarrn für dich, plärrte ein anderer. Der Redner sah ein, dass es unter diesen Umständen aussichtslos war, faltete sein Skrip, steckte es in die Tasche und verließ das Podest, vor sich hinmurmelnd, wie sinnlos es sei, seine Ideen vor Suffköpfen und Banausen auszubreiten.

Ein Spur zu laut und so entkam er nur knapp dem Wurfgeschoss in Form eines ausgewachsenen Maßkruges, der stattdessen den neben dem Redner  einher auf den Ausgang zueilenden katholischen Pfarrer traf. 

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Gedanken vor der Wahl…

Ein paar Wochen nur noch, dann wählen wir in Bayern. Alle beteuern, wie volksnah sie sind, dass es ihnen um Bildung geht, um mehr Gerechtigkeit, um mehr Wohnungen,  um mehr…, ja, immer mehr, aber wie, das sagen sie nicht und ich meine hier, konkret, wie sie dies und das aus ihrer Funktion im Bayerischen Landtag heraus verändern wollen.

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Der verlorene Blick

Wir schauen hin, aber wir sehen es nicht mehr, bemerkte einer der Männer bevor er einen kräftigen Zug aus seinem Keferloher nahm. Ja, ja, der Keferloher, dachte der Mann, während er sich dem Biergenuss hingab. 1808 soll er in jener Ortschaft bei München erfunden worden sein, deren Namen er trägt. Ein Tonkrug, der das süffige Bier ganz genau in der richtigen Temperatur hält. Da kommt kein Glaskrug hin, sagte der Mann ganz in Gedanken.  Read more »