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Category:Bayerisch-skurril

Dramatisch-, skurrile Geschichten aus Bayern

Das Geheimnis

Als irgendwann zu Beginn des letzten Jahrhunderts der Feldmeier Quirin den Hof von seinem Vater übernahm, hatte ihn dieser davor schon von seinem Vater und dieser wiederum von seinem Vater übernommen und so fort. Bis in die Lutherische Zeit hinein konnte der Quirinhof zurückverfolgt werden. Und es war Brauch, dass der jeweils Erstgeborene auf den Namen des Heiligen Quirin getauft wurde.

Der Quirin, von dem hier die Rede ist, war allerdings alles andere als ein rechtschaffender Bauer. Weithin war er als Hallodri bekannt und wegen seiner Weibergeschichten Read more »

Arglist

Als Mathias Hirschhuber die Treppe hinaufstieg, empfand er nichts Besonderes dabei. Mühselig war es halt, diese ausgetretenen, steilen Stufen überhaupt hochzukommen. Aber Mathias kannte es nicht anders. Seit er denken konnte, waren es immer schon diese Stufen gewesen. Derbe Bohlen eigentlich, die irgendwann einmal zusammen mit der Hütte auf das schmale Felsplatteau gesetzt worden waren.

Ein Großvater oder Urgroßvater soll sie gebaut haben, hatte ihm seine Mutter einmal erzählt. Mathias wusste es nicht mehr so genau, die Mutter war lange schon tot und auch der Vater lebte nicht mehr. Vielleicht war es der gewaltige, ja überwältigende Blick ins Tal, weshalb die Hütte dort errichtet worden war, wo sie jetzt stand. Als Kind hatte er sich immer einen Spass daraus gemacht, schneller oben zu sein als die anderen. Flink war er hochgewuselt, während sich seine nach Luft japsenden Eltern mit Rücksäcken und Taschen an den groben Handläufen nach oben hangelten. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (3)

Seit jeher wird um die Weihnachtszeit der Sendlinger Mordweihnacht gedacht. Das schon. Aber den Männern um Georg Fuchs reichte das nicht. Sie verlangten Anerkennung. Schließlich waren es ihre Vorfahren gewesen, die unsäglich zugrunde gehen mussten, ihrem Wahlspruch folgend: Liaba bairisch steam als kaiserlich verdeam! (Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben). Allein in Sendling soll es über 11oo Tote gegebne haben – niedergemeuchelt von des Kaisers Truppen, obwohl sich die Aufständischen bereits ergeben und ihre Waffen abgelegt hatten. Insgesamt waren am Ende des dreiwöchigen Aufstandes über 10.000 Tote zu beklagen. Das war dem Kaiser Joseph I nicht zu verzeihen!und natürlich generell der Obrigkeit nicht. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (2)

Bei 600 Metern begannen Flinserl von weißem Schnee Bäume und Wiesen zu bedecken. Je höher die Männer stiegen, desto fester wurde die Schneedecke, bis es schließlich einige hundert Meter weiter oben schon ordentlich unter den Schuhsohlen knirschte. Unten am See hatte es in der letzten Woche noch einigen Regen heruntergeprasselt, aber dort, wo sie jetzt ihre Vorbereitungen treffen wollten,  war der Winter nicht mehr fern. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (1)

Die unbeschreiblichen Greueltaten in der Nacht zum 25. Dezember 1705 haben sich unauslöschlich in die bayerische Volksseele eingebrannt. Bayerische Aufständische waren von den Truppen des habsburgischen Kaisers Joseph I. völlig aufgerieben worden. Aufständische, die sich nach Sendling, einem Ortsteil Münchens, durchgeschlagen hatten und sich dort den kaiserlichen Truppen ergaben, wurden ungeachtet dessen in einem Massaker auf das Brutalste niedergemetzelt. In die Geschichte fand dieses Blutbad als Sendlinger Bauernschlacht oder Sendlinger Mordweihnacht Einzug. Read more »

Ostern

Mit farbigem Wasser gefüllte Glaskugeln haben sie aufgestellt. Immer wenn die Sonne ihr Angesicht aus den Wolkengebilden schiebt und ihre feurigen Strahlen zur Erde blitzen, glitzern die Glaskugeln und weithin leuchtet dann ihre Farbenpracht. Read more »

Sternsinger

Am Dreikönigstag enden die Rauhnächte und es ist Brauch, dass die Sternsinger von Haus zu Haus ziehen, um ihre Sternsinger Lieder vorzutragen und ein Gebet zu sprechen. Danach schreiben sie mit geweihter Kreide an die Türbalken die bekannte Segensbitte C+M+B, was bedeutet: „Christus mansionem benedicat“ (Christus segne dieses Haus). Vor das C schreiben sie 20+ und nach dem B +14, womit das Jahr, z.B. 2014, der Segensbitte bezeichnet ist. Die Kreuze erflehen zusätzlichen Segen, und davon kann man ja bekanntlich nicht genug bekommen. Read more »

Neujahr

Als der Leermoser Franz am späten Abend des 24. Dezember noch in die Berge stieg, sah keiner seiner Nachbarn, wie er schnell aus dem Kegel der Straßenbeleuchtung eilte, um mit dem Dunkel der Nacht zu verschmelzen. Er hätte hinterm Haus über den Zaun steigen können, aber das war ihm zu viel Aufwand. Read more »

Advent

Dort, hoch oben, wo des Nachts nur Sterne und Mond den Weg erleuchten, wohnte in einer verschwiegenen Hütte Magdalena. Einsam war’s am Fuße des Bergmassivs, wo aus der Hütte Kamin leichter Rauch empor kräuselte. Die Finsternis hätte ihn fast verschluckt, wäre da eben nicht das Himmelszelt gewesen. Nur wenige Tiere verirren sich hier herauf. Ab und zu Gämsen, die man in der Ferne vorbeiziehen sah. Read more »

Nachbarzwist

Als sich Nachbarn noch miteinander vertrugen und nicht wegen Kleinigkeiten zerstritten und die Schädel einschlugen, muss das zu einer Zeit gewesen sein, an die sich heute niemand mehr erinnert. Ja, selbst Historiker, danach befragt, finden in ihren Chroniken keine Hinweise auf eine solche Epoche. Aber es muss sie gegeben haben, denn hört man den Alten zu, dann war es früher besser. Aber früher war ja alles besser, und so weiss man eben nichts Verlässliches darüber. Read more »