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Author: admin

Ostern 2015

Wieder einmal naht das Osterfest. Die Kinder sind in den wohlverdienten Ferien, die Eltern nehmen Urlaub und schon gehts ab. In den Süden, nach Italien, Spanien, Griechenland und vielleicht sogar noch weiter. Manche fahren auch an die Nord- oder Ostsee. Man weiss halt nicht, wie’s Wetter wird, und wenn man es weiss, ist es zu spät, dann muss man eben dort bleiben, wo man hingefahren ist.

Die Eltern bestimmen gemeinsam, wohin es dieses Mal gehen soll, und die Mutter entscheidet dann, wohin es wirklich geht. Mit einer kleinen aber wichtigen Einschränkung. War’s nix, das Wetter Mist, das Hotel, reden wir nicht davon, usw., dann lag die letzte Entscheidung auf jeden Fall bei der Mutter. Das ist verbrieft. War aber alles super, selbst die Urlaubsbekannten auszuhalten, dann hatte schon eher der Vater seine Hand im Spiel. Read more »

Arglist

Als Mathias Hirschhuber die Treppe hinaufstieg, empfand er nichts Besonderes dabei. Mühselig war es halt, diese ausgetretenen, steilen Stufen überhaupt hochzukommen. Aber Mathias kannte es nicht anders. Seit er denken konnte, waren es immer schon diese Stufen gewesen. Derbe Bohlen eigentlich, die irgendwann einmal zusammen mit der Hütte auf das schmale Felsplatteau gesetzt worden waren.

Ein Großvater oder Urgroßvater soll sie gebaut haben, hatte ihm seine Mutter einmal erzählt. Mathias wusste es nicht mehr so genau, die Mutter war lange schon tot und auch der Vater lebte nicht mehr. Vielleicht war es der gewaltige, ja überwältigende Blick ins Tal, weshalb die Hütte dort errichtet worden war, wo sie jetzt stand. Als Kind hatte er sich immer einen Spass daraus gemacht, schneller oben zu sein als die anderen. Flink war er hochgewuselt, während sich seine nach Luft japsenden Eltern mit Rücksäcken und Taschen an den groben Handläufen nach oben hangelten. Read more »

Der Spaziergänger

Langsam drehte sich der Mann im dunklen Trenchcoat um. Für einen Augenblick sah man sein vernarbtes Gesicht im Schein der Straßenlaterne aufblitzen, dann ging der Mann zügig weiter, bis er schließlich dem Kegel der Lampe entkam und in der Finsternis verschwand.

Neugierig folgten die Blicke der beiden Frauen an der Ecke dem Mann. Sie schüttelten den Kopf und tuschelten miteinander. Grüss Gott die Damen, quetschte ein hinzukommender Passant zwischen den Zähnen und einer kurzen Stummelpfeife hervor, lüftete seinen Hut und hörte im Vorbeigehen eine der Frauen sagen: Haben’s den mit den Narben auch gesehen? Ja, unheimlich war der, sagte die andere. Read more »

Tödlicher Fehler (1)

Die Zeiten sind bewegt. Heute mehr als früher, möchte man meinen. Oder können wir uns an früher weniger gut erinnern? Vielleicht hatte mancher zu dieser Zeit noch nicht einmal das Licht der Welt erblickt und weiss deshalb nur aus Erzählungen und Berichten von jener sagenumwobenen Zeit.

Es scheint lange her: Adelsgeschlechter wurden hingemetzelt, Weltkriege geführt, Millionen Menschen in Gaskammern und auf Schlachtfeldern gemeuchelt und geopfert, Rebellion gegen das Establishment in den 68ern, RAF Terror und so weiter, bis heute.

Heute, ja heute ist es nicht viel anders, schossen Felix Baumgartner die Gedanken durch den Kopf, während er schon leicht schläfrig mit seinem Wagen auf der A 96 nach Lindau brauste. Es war wieder einmal einer jener freudlosen Abende gewesen. Stundenlanges, sinnloses palavern um Nichtigkeiten. Jeder war von sich überzeugt und dachte, er habe die Geschicke der Nation und der Welt mitzulenken. Am Ende wurde weniger um Inhalte als um Formulierungen gestritten. Und die Juristen unter ihnen, die waren dann ganz vorne mit dabei, ganz in ihrem Element. Read more »

Neubeginn

Als im Winter des letzten Jahres der Schnee auf sich warten ließ und so mancher in den Bergregionen um seine Existenz fürchtete, war die Stimmung der Menschen mehr als nur gedrückt. Die Gemeindeversammlung stand deshalb unter keinem guten Stern und der Bürgermeister frage sich, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen sei, ausgerechnet jetzt über die Zukunft zu reden. Read more »

Jahreswechsel

Langsam fallen die Schatten tiefer, verlieren sich in bizarren Formen und lösen sich schliesslich in der Dunkelheit der Nacht auf. Read more »

Stille Nacht

Im Jahre 1843 erblickte Luise, genannt Luiserl, Partenninger das Licht der Welt. Die Mutter, eine rechtschaffende junge Frau aus Straubing, der Vater, so konnte man später in den Geburtenregistern des Erzbischöflichen Ordinariats in München nachlesen, kam aus dem Montafon in Österreich. Der Herkunftsort war allerdings nicht zu entziffern, wie natürlich überhaupt das Lesen des Registers Kenntnis der Deutschen Schrift voraussetzte. Fein säuberlich war seinerzeit alles mit Tinte in den gebräuchlichen steilen deutschen Buchstaben auf die amtlichen Blätter geschrieben worden. Bis auf den Ort eben, der war vergilbt, verwischt oder sonst etwas – jedenfalls war und blieb er unleserlich. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (3)

Seit jeher wird um die Weihnachtszeit der Sendlinger Mordweihnacht gedacht. Das schon. Aber den Männern um Georg Fuchs reichte das nicht. Sie verlangten Anerkennung. Schließlich waren es ihre Vorfahren gewesen, die unsäglich zugrunde gehen mussten, ihrem Wahlspruch folgend: Liaba bairisch steam als kaiserlich verdeam! (Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben). Allein in Sendling soll es über 11oo Tote gegebne haben – niedergemeuchelt von des Kaisers Truppen, obwohl sich die Aufständischen bereits ergeben und ihre Waffen abgelegt hatten. Insgesamt waren am Ende des dreiwöchigen Aufstandes über 10.000 Tote zu beklagen. Das war dem Kaiser Joseph I nicht zu verzeihen!und natürlich generell der Obrigkeit nicht. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (2)

Bei 600 Metern begannen Flinserl von weißem Schnee Bäume und Wiesen zu bedecken. Je höher die Männer stiegen, desto fester wurde die Schneedecke, bis es schließlich einige hundert Meter weiter oben schon ordentlich unter den Schuhsohlen knirschte. Unten am See hatte es in der letzten Woche noch einigen Regen heruntergeprasselt, aber dort, wo sie jetzt ihre Vorbereitungen treffen wollten,  war der Winter nicht mehr fern. Read more »

Ein Tag für die Ewigkeit (1)

Die unbeschreiblichen Greueltaten in der Nacht zum 25. Dezember 1705 haben sich unauslöschlich in die bayerische Volksseele eingebrannt. Bayerische Aufständische waren von den Truppen des habsburgischen Kaisers Joseph I. völlig aufgerieben worden. Aufständische, die sich nach Sendling, einem Ortsteil Münchens, durchgeschlagen hatten und sich dort den kaiserlichen Truppen ergaben, wurden ungeachtet dessen in einem Massaker auf das Brutalste niedergemetzelt. In die Geschichte fand dieses Blutbad als Sendlinger Bauernschlacht oder Sendlinger Mordweihnacht Einzug. Read more »