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Wirtshausgerede

In derart aufsässigen Zeiten wie wir sie heute allerorts antreffen… Pfiffe gellten durch den Saal… schleich di, rief einer… behalt dein Schmarrn für dich, plärrte ein anderer. Der Redner sah ein, dass es unter diesen Umständen aussichtslos war, faltete sein Skrip, steckte es in die Tasche und verließ das Podest, vor sich hinmurmelnd, wie sinnlos es sei, seine Ideen vor Suffköpfen und Banausen auszubreiten.

Ein Spur zu laut und so entkam er nur knapp dem Wurfgeschoss in Form eines ausgewachsenen Maßkruges, der stattdessen den neben dem Redner  einher auf den Ausgang zueilenden katholischen Pfarrer traf. 

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Gedanken vor der Wahl…

Ein paar Wochen nur noch, dann wählen wir in Bayern. Alle beteuern, wie volksnah sie sind, dass es ihnen um Bildung geht, um mehr Gerechtigkeit, um mehr Wohnungen,  um mehr…, ja, immer mehr, aber wie, das sagen sie nicht und ich meine hier, konkret, wie sie dies und das aus ihrer Funktion im Bayerischen Landtag heraus verändern wollen.

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Die wirren Gedanken des Ludenhammer Schorsch

Schon als Bub mußte der Schorsch allerlei Anzüglichkeiten über sich ergehen lassen. Erst als er älter wurde, verstand er manches von dem, was die Leute ihm so hinterherriefen. Bis zur fünften, sechsten Klasse ging’s noch so, was wahrscheinlich darauf zurückzuführen war, dass die Kinder einfach nicht wussten, was ein Lude ist. Das hat sich dann sehr schnell und radikal geändert, ja… bis zu dem Tag, als einer einen derben Witz über seinen Vater losließ.

Des müssen’s verstehn, sagte die Mutter zum Schulrektor, als dieser, gerade konnte sie noch an sich halten, sonst hätte sie gesagt: …dieser windige Schuhriegel Bua, aber so sagte sie nur: als dieser Bub der Schuhriegels zum Schorsch sagte: Dei Vater, treibt’s der mit andere Weiber? I moan bloß von wegen Ludenhammer und so!

Des stimmt, daraufhin hat im der Schorsch eine neig’haun, weil so was a Sauerei is, net wahr?, fuhr die Mutter fort, das Geschehene zu erklären.

Fakt war und da setzte der Schulrektor ein: Er hat ihm net bloß eine g’schmiert, wofür man ja noch ein gewisses Verständnis hätte aufbringen können. Nein, Ihr Schorsch hat dem Schuhriegel Alois des Nasenbein zertrümmert, worauf der Bub noch jetzt im Krankenhaus behandelt werden muß!

Das ganze Reden nützte nichts. Mit sofortiger Wirkung wurde der Ludenhammer Schorsch der Schule verwiesen und musste jetzt einen weit längeren Schulweg in Kauf nehmen. Dort an der neuen Schule wußten natürlich alle Bescheid. Die Lehrer, die Schüler und selbstverständlich auch die Eltern.

Für den Schorsch war es eine völlig neue Erfahrung. Verstohlen blickten ihm die Mädchen hinterher, was ihm durchaus gefiel, und die Buben ließen ihn in Ruhe, redeten aber auch nicht viel mit ihm. Er, der Schorsch, galt als Schläger, vor dem man sich gefälligst in Acht zu nehmen hatte.

Allerdings währte es nicht sehr lange so. Denn schon bald glaubte einer aus der Achten, es locker mit dem Schorsch aufnehmen zu können. Er war um einiges Größer und machte auch sportlich eine gute Figur. Und so kam es, wie später in den Schulakten zu lesen war, erneut zu einem Zwischenfall mit dem Ludenhammer Schorsch.

Was war geschehen? In der großen Pause versammelte sich eine Gruppe von Mädchen, zu der auch die Bernauer Angelika zählte. Nun, was der Schorsch nicht wußte, just dieser Achtklässler hatte schon lange eine Auge auf die Angelika geworfen und glaubte, dass gerade jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen wäre, sich hervorzutun und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Aber es kam dann doch etwas anders als es sich dieser Knabe vorgestellt hatte. Kaum hatte er dem Ludenhammer Schorsch etwas unflätiges zugerufen, diesmal war Schorschs Mutter die Zielscheibe des Spotts, als ihm ganz analog zu dem Ereignis mit dem Schuhriegel Alois auch schon das Blut aus der Nase schoß, er hintenüber kippte und am Boden liegen blieb.

Von den anderen Schülern rührte sich keiner. Mit dem Schläger Ludenhammer sich einzulassen, nein danke, lieber nicht. Viel mehr gibt’s nicht weiter zu berichten. Der Schorsch mußte wieder die Schule wechseln. Bei den Mädchen rangierte er jetzt zwar als so etwas wie ein Held, bei den Jungs aber eher als ein gefürchteter, jähzorniger Zeitgenosse.

Wie war das gewesen, resümierte Schorsch eines Tages: Ich bin immer der Blöde, egal, was die andern machen. Ein Licht ging ihm gleich auf. Dem Alois sein Vater war ein bekannter Rechtsanwalt im Ort und im anderen Fall saß der Vater gar im Gemeinderat. Da haben die Herren Rektoren halt einfach den Schwanz eingezogen, so ist das!

Da ihn für eine Weile alle in Ruhe ließen, gab es auch keine Zwischenfälle mehr. Bis er eines Tages, der Schorsch war mittlerweile 16 und von kräftiger Statur, des abends so des Weges ging und etwas weiter vor sich undeutlich glaubte, eine Auseinandersetzung zwischen drei Personen wahrzunehmen.

50 Meter weiter war es gewiss! Zwei Burschen und ein Mädchen lagen im Streit. Noch einmal 50 Meter und Schorsch fing an zu spurten. Das war die Veronika, aus seiner Nachbarklasse. Lass mich los!, hörte er sie ängstlich schreien.

Da war er schon da. Was ist Veronika? 

Misch di net ei!, sagte einer der beiden, die der Schorsch nie vorher gesehen hatte. Des geht di nix oh!, bemerkte der andere.

De woll’n mi net vorbei lassen und versuchen dauernd rumzugrabschen, stieß Veronika hervor.

Hau ab!, zischte einer der Burschen.
Gleich!, fauchte der Schorsch und landete einen seiner gefürchteten Hiebe mitten auf der Nase seines Gegenüber. Blut spritzte, der Getroffene heulte auf, der andere gab sofort Fersengeld und verschwand.

Martinshorn, zuckendes Blaulich, die Polizei war zur Stelle. Passanten, hatten den Notruf gewählt.

Der do, der, sagte einer und zeigte unmissverständlich auf den Schorsch. Der is auf den do losganga und hot eam einfach oane nei’ghaut. 

Genau, so war’s, sagte der mit der kaputten Nase.

Der Schorsch blickte verzweifelt um sich. Wo war bloß Veronika? 

Dann kommen’s mal mit, sagte einer der Polizisten zum Schorsch. Und Sie, sagte er zu dem anderen, warten’s kurz, da Sanka is glei do. Nimmst derweil die Personalien auf, wies er seine Kollegin an.

Völlig perplex wusste der Schorsch gar nicht, was er zu seiner Verteidigung vorbringen sollte.

Auf der Wache war dann alles sehr schnell erledigt. Aha, Sie san also der Ludenhammer Schorsch. Und zu einem Kollegen: Ein bekannter Schläger!

Da wirst verrückt, sagte der Schorsch als er seinen Eltern den Sachverhalt schilderte. Immer trifft’s mich. Ich helf‘ der Veronika, die haut ab und irgend ein Zeuge erzählt an Stuss und mich ham’s am Arsch, wie immer halt.

Das lassen wir uns jetzt nicht bieten, sagt der Vater. Wir nehmen an Anwalt!

An Anwalt, erwidert die Mutter, vielleicht a no vor Gericht, na, des machen mia sicher net!

Für den Schorsch war das alles zu viel. In seinem Kopf rumorte es. Finstere Gedanken bemächtigten sich seiner. Du kriegst nie recht! Du kannst es so oder so machen, wurscht, weil den Eimer kippen’s immer über dir aus! 

Es war am nächsten Tag. Die Schulsekretärin klopft an die Tür, unterbricht den Unterricht: Herr Ludenhammer  zum Direktor, bitte!

Vorher hießen sie Rektoren. Jetzt am Gymnasium Direktor, schoß es Dem Schorsch durch den Kopf. Wahrscheinlich wieder ein Verweis, eine neue Schule, aber würde ihn überhaupt noch eine nehmen?

Gehens ruhig rein!, sagte die Sekretärin. Man wartet schon.

Man wartet schon, wer ist man?, dachte der Schorsch, klopfte und trat ein ins Geheiligte.

Ein Haufen Leute wartet bereits ganz offensichtlich auf ihn. Welche mit Fotoapparaten und Cameras, irgendwo der Direktor, der mit einem strahlenden Lachen auf ihn zusteuerte.

Die Cameras surrten, die Fotoapparate klickten. Da vorne, Veronika, daneben ein Mann, den er nur zu gut kannte, der Vater vom Alois, der bekannte Anwalt.

Mein lieber Schorsch Ludenhammer, hob der Direktor an und überhäufte den so Gelobten mit mit Dank und Anerkennung, dass es dem Schorsch richtig blümerant wurde. Und dann auch noch der Vater vom Alois: Ich hoffe Schorsch, du bist nicht nachtragend, wegen damals, du weißt schon! Die Veronika, meine Tochter, hat alles ganz genau berichtet und bei der Polizei auch zu Protokoll gegeben. Heldenhaft, wahrlich heldenhaft!

Am Abend kam es in den Lokalnachrichten und im Regionalfernsehen, was für ein toller und furchtloser Bursche er, der Schorsch Ludenhammer, doch sei.

Und am nächsten Tag berichteten die Zeitungen darüber: Vom Schlage eines Schorsch Ludenhammer bräuchte es mehr! Zivilcourage, das hat er gezeigt, furchtlos und ohne Tadel!

Jetzt war er plötzlich ein Held, der Schorsch. Und alles, weil er diesmal zum richtigen Zeitpunkt den richtigen verprügelt  hatte, dachte er. Diese, seine Schlussfolgerung, verwirrte ihn noch mehr als der ganze Rummel.

 

Foto: Creative Commons Lizenz, flickr, Nuria Fatych

 

 

 

 

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